Tag der Geschwister

Wie die Erkrankung eines Geschwisterkindes das Familienleben auf den Kopf stellt

Heute ist Tag der Geschwister. Weltweit findet dieser Aktionstag jährlich am 10. April statt. Wie letztes Jahr spendet die Bürgerstiftung Sankt Augustin allen Kindern, deren Geschwister momentan stationär in der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin aufgenommen sind, ihr beliebtes Stadt-Memory-Spiel. Außerdem gibt es von 13:00 bis 16:00 Uhr einen Info-Stand im Foyer des Krankenhauses (Haupteingang). Kommen Sie vorbei und holen sich ein kleines Geschenk ab. Wir freuen uns auf Sie!

Mit dieser Aktion möchte der Verein zur Förderung der Kinderklinik Sankt Augustin (VFK) e.V. auf die besondere Beziehung zwischen Geschwistern aufmerksam machen und auf die Herausforderungen, mit denen Familien mit einem schwer oder chronisch kranken Geschwisterkind konfrontiert sind: Ihr kompletter Alltag, sämtliche Abläufe und Beziehungsstrukturen werden dadurch auf den Kopf gestellt.

So ist es auch bei Familie Spinhoff aus Bad Honnef: Tanjas und Marvins erstgeborener Sohn Peter ist 20 Monate alt, der kleine Franz ein halbes Jahr. Peter hat eine sehr seltene Lebererkrankung und einen marginalen Herzfehler. Diese Diagnose erhielten die Eltern an seinem zweiten Lebenstag, In der Kinderklinik Sankt Augustin ist er wegen einer Zyste am Kleinhirn in Behandlung. Zweimal wurde er dort bereits von der Chefärztin der Kinderneurochirurgie, Prof. Dr. Martina Messing-Jünger , operiert.

Tanja und Marvin Spinhoff

Mutter Tanja erinnert sich noch gut an die Anfangszeit mit ihrem kranken Kind: „Es war ein ständiger Spagat zwischen Job; Privatleben und Krankenhausaufenthalten. Das ist bis heute so geblieben. Die vielen Arzttermine, die langen Fahrten von unserem Zuhause in Bad Honnef zum Klinikum Essen, wo Peter wegen seiner Lebererkrankung behandelt wird, all das und die emotionale Belastung mussten wir unter einen Hut kriegen.“

Als Franz vier Wochen alt war, wollte Tanja Spinhoff mit ihrem älteren Sohn zu einer Untersuchung ins Krankenhaus nach Essen fahren. „Ich habe es nicht übers Herz gebracht, mein Baby deswegen so früh abzustillen und ihn mit meinem Mann alleine Zuhause zu lassen. Das fühlte sich nicht richtig an. Wir haben Peters Termin dann verschoben“, berichtet sie.

Die Frage, wie sie ihren beiden Jungs gerecht werden und ihnen gleich viel Aufmerksamkeit schenken kann, stellt sich die 32-jährige Mutter jeden Tag: „Ich habe oft das Gefühl, Franz zu vernachlässigen, weil ich mich situationsbedingt mehr um mein krankes Kind kümmern muss“, erzählt Tanja. Weiter berichtet sie, dass Baby Franz bei ihr mit im Bett schlafen dürfe. Auf diese Weise versuche sie, ihr schlechtes Gewissen etwas zu beruhigen: „So hat mich Franz wenigstens nachts, wenn Peter schläft, zum Kuscheln für sich alleine.“

Als Mutter kann sie sich nicht zweiteilen, eine optimale Lösung für das Dilemma, sich ständig zwischen ihren beiden Söhnen entscheiden zu müssen, hat sie noch nicht gefunden: „Mein Mann und meine Eltern fangen meine zeitweise eingeschränkte Fürsorge für Franz auf, wenn ich mit Peter unterwegs bin. Ohne ihre Hilfe könnte ich das alles gar nicht stemmen.“ Neben diesem familiären Netzwerk hat die 32-Jährige kürzlich einen Termin mit dem Verein „Bunter Kreis Rheinland e.V.“ vereinbart. Das Team begleitet Familien auf dem Weg, ihren Alltag mit einem chronisch, schwer kranken oder frühgeborenen Kind zu meistern.

Am Standort Sankt Augustin arbeitet der Verein mit der Kinderklinik und dem Sozialpädiatrischen Zentrum zusammen. „Ich habe erkannt, dass wir professionelle Unterstützung brauchen, damit sich unser Familienleben entspannt und ich entlastet werde“, sagt Tanja Spinhoff und ergänzt, dass sie lernen musste, diese Hilfe von außen nicht als ihr persönliches Scheitern im Umgang mit ihren Söhnen zu sehen. Ein Kind wie Peter erfordere eine besondere Betreuung, damit die Beziehung zum gesunden Kind nicht zu kurz komme.

Es gibt kein Patentrezept, wenn ein Kind schwer erkrankt. Jede Familie ist anders aufgestellt und muss sich auf ihre Weise und im Rahmen ihrer Möglichkeiten arrangieren, um mit so einer Ausnahmesituation umgehen zu können. Tanja Spinhoff wünscht sich, dass Peter und Franz sich in ihrer Interaktion künftig gut ergänzen und es ihr gelingt, ihre Zeit und Zuwendung auf beide Brüder gleichermaßen zu verteilen.

Weiterführende Informationen und Praxisratgeber zum Umgang mit Geschwistern schwer oder chronisch kranker Kinder sowie von Kindern mit einer Behinderung finden Sie zum Beispiel auf folgenden Internetseiten:

Bundesverband Bunter Kreis e.V.

Stiftung FamilienBande